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Corona & häusliche Gewalt --- Anstieg von Partnerschaftsgewalt befürchtet Schutz und Hilfe für Betroffene im Odenwaldkreis

Für viele Frauen und Kinder ist das Zuhause schon zu „normalen Zeiten“ kein sicherer Ort. Experten warnen davor, dass gerade in Krisenzeiten wie diesen, wo viele Menschen sich um ihre Gesundheit und um ihre Existenz sorgen müssen und durch die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen häusliche Gewalt zunehmen wird.

So gingen z.B. in Wuhan in China während der Ausgangssperren dreimal so viele Anrufe schutzsuchender Frauen bei Hilfseinrichtungen ein. Auch in Dänemark ist die Zahl der Frauen, die Schutz in einem Frauenhaus suchen, signifikant gestiegen.
In Deutschland hat zwar nach Angaben des bundesweiten Hilfetelefons die Nachfrage nach Beratung zu häuslicher Gewalt deutlich zugenommen (Anstieg um 17,5%), bei der Polizei und den Frauenhäusern ist bisher aber noch kein Anstieg der Fälle festzustellen.

Für jede Familie stellen die Ausgangsbeschränkungen eine zusätzliche Belastung dar. Aber in Familien, in denen es schon verbale und psychische Übergriffe gegeben hat, ist die Gefahr sehr groß, dass die Situation nun eskaliert und es auch zu körperlicher Gewalt kommt.
Denn soziale Kontakte fehlen und es besteht kaum die Möglichkeit, in einer Krise die kritische Situation zu verlassen, um beispielsweise Bekannte aufzusuchen oder sich im Fitnessstudio abzureagieren.

Der Odenwälder Frauenhaus e.V. betont deshalb, dass - auch und gerade in diesen Zeiten - sowohl Schutz und Beratung für akut Betroffene schnell und niedrigschwellig sichergestellt, als auch der Schutz der im Frauenhaus lebenden Frauen und Kinder vor einer eventuellen Ansteckung gewährleistet sein muss.

Im Frauenhaus Erbach wohnen viele Menschen auf engstem Raum zusammen und müssen auch Küchen und Sanitärräume gemeinschaftlich nutzen.
Aufgrund der erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung einer weiteren Ausbreitung des Corona-Virus und zum Schutz der aktuell dort lebenden Frauen und Kinder - von denen auch einige zur besonders gefährdeten Risikogruppe gehören - können deshalb derzeit keine Not-/Aufnahmen direkt ins Frauenhaus mehr erfolgen.

Vielmehr werden Frauen und Kinder vorübergehend in ausgelagerten Schutzräumen untergebracht, von wo aus sie weitervermittelt werden können oder – falls es einen freien Platz im Frauenhaus gibt – wo sie vor ihrem Einzug in das Frauenhaus eine Quarantäne-Zeit verbringen, bis sichergestellt ist, dass keine Covid-19-Infektion besteht. Die ersten Frauen konnten bereits in den ausgelagerten Räumlichkeiten von Mitarbeiterinnen des Frauenhauses unterstützt werden.

Auch wenn im Odenwaldkreis bisher kein Anstieg an Fällen häuslicher Gewalt zu verzeichnen ist, bleibt zu befürchten, dass zum einen die Angst vor Ansteckung, Frauen daran hindern könnte, den gewalttätigen Partner und damit auch die gemeinsame Wohnung zu verlassen, und es zum anderen aufgrund der stärkeren Isolation und Kontrolle  durch den ständig anwesenden Partner Betroffenen erschwert wird, sich Hilfe von außen zu holen.

Deshalb werden auch Nachbarn und sonstige Bezugspersonen in dieser Zeit um besondere Aufmerksamkeit gebeten. Wenn jemand die Befürchtung hat, dass eine Frau in seinem Umfeld Opfer häuslicher Gewalt sein könnte, ist es wichtig, die Betroffene regelmäßig zu kontaktieren und gegebenenfalls auch die Polizei zu rufen.

Trotz des derzeitigen Ausnahmezustands sollen gewaltbetroffene Frauen ermutigt werden, sich Unterstützung zu suchen. Auch Personen aus Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft können sich beraten lassen, wenn sie unsicher sind, wie sie Betroffene unterstützen können.

Die Beratungsstelle für Frauen in Gewalt- und Krisensituationen und das Frauenhaus in Erbach haben ihre Arbeitsweise der neuen Situation angepasst und sind weiterhin telefonisch und per E-Mail erreichbar. Im Rahmen der beginnenden Lockerungsmaßnahmen können hoffentlich noch in diesem Monat auch wieder erste persönliche Beratungskontakte angeboten werden.

Auch die kostenlose Telefonberatung des Bundesweiten Hilfetelefons kann in Anspruch genommen werden, die in 17 verschiedenen Sprachen angeboten wird.

Der Odenwälder Frauenhaus e.V. hofft, bald wieder in vollem Umfang Schutz, Beratung und Unterstützung für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder zur Verfügung stellen zu können.

06062 - 5646

Frauenhaus Erbach
Zuflucht • Beratung • Begleitung

06062 - 266874

Beratungs- und Interventionsstelle für Frauen in Gewalt- und Krisensituationen